Pilze – die Undercover-Helden des Waldes

Sie sehen aus wie stilles Wald-Dekor, doch unter der Erde rocken sie das Ökosystem. Hier erfährst du, was sie treiben – und wie du sie findest, ohne dich zu verlaufen.

Kein Tier. Keine Pflanze. Und trotzdem überall.

Was ist jetzt also eigentlich ein Pilz? Stell dir ein unsichtbares Netzwerk vor, das unter deinen Füßen im Waldboden oder im Holz wächst – so fein wie Spinnenseide und doch kilometerweit verknüpft. Das ist das Myzel, das eigentliche „Herz“ des Pilzes.
Der Pilz mit Hut, den du im Herbst im Moos entdeckst, ist nur sein Fruchtkörper, ein kleiner Gruß aus einer großen, verborgenen Welt, der dir zeigt:

Hier wohnt ein Lebewesen, das viel größer ist, als du sehen kannst!
Pilze gehören zu einem eigenen Reich, weder Pflanze noch Tier. Weil sie wie wir keine Photosythese betreiben, also keine Energie aus Sonnenlicht gewinnen können, müssen sie anders auf die Suche nach Nahrung gehen. Aber hast du je einen Pilz jagend durch den Wald laufen sehen? Vermutlich nicht, weil Pilze mehr oder weniger unbeweglich sind.

 

Wie isst jetzt also eigentlich ein Pilz? Sie ernähren sich, indem sie Stoffe aus ihrer Umgebung durch die Zellwand aufnehmen. Manche Pilze ertauschen sie diese im Handel mit anderen Lebewesen, andere sind wahre Recycling-Künstler – sie zersetzen Holz, Laub und organisches Material und machen daraus wertvolle Nährstoffe.

Mykorrhiza - die Baumfreunde

Handel unter der Erde

Manche Pilze sind die besten Kumpels der Bäume. Sie verbinden ihre feinen Fäden (Myzel) mit den Wurzeln und tauschen: Zucker von den Bäumen gegen Wasser und Mineralien aus dem Boden. Diese Partnerschaft heißt Mykorrhiza und macht beide stärker.

Etwa 95% unserer Pflanzen haben Pilze als Tauschpartner, ohne sie wäre es bei uns nicht so schön grün! 

Viele gute Speisepilze gehören in diese Gruppe. Möchtest du sie finden, ist es also schlau, wenn du weißt welcher Pilz gern mit welcher Baumart mauschelt.

Saprobionten: Die Recycler

Müllabfuhr des Waldes

Laub, Holz, Zapfen – was im Wald auf den Boden fällt, wird von Pilzen in kleinste Bausteine zerlegt. So geben diese fleißigen Saprobionten Nährstoffe zurück in den Kreislauf. Manche von ihnen können sogar Plastik (Polyurethane) oder Erdöl abbauen. Ohne sie läge der Wald voller Abfall, und neue Pflanzen hätten nichts zum Wachsen. Sie sind die unsichtbaren Kompost-meister, die 24/7 arbeiten. 

Parasiten: Die Räuber

Der stille Angriff

Nicht alle Pilze sind nette Nachbarn. Manche dringen in lebende Pflanzen oder Tiere ein und entziehen ihnen Nährstoffe, ohne etwas zurückzugeben. Diese Parasiten können Bäume schwächen oder sogar töten. Klingt fies – gehört aber zum natürlichen Kreislauf. Einige von ihnen mögen nur bestimmt Wirte. Wer also weiß an wem zum Beispiel die Krause Glucke gerne „kabbert“, der wird schneller fündig.

Sie schaffen Platz für Neues, helfen dabei den Wald gesund zu halten und liefern später Nahrung für kleine und größere Waldbewohner.

Carnivoren: Die Jäger

Pilze die Würmer fressen

Ja, Pilze können jagen! Manche Arten bilden winzige Schling- oder Klebefallen im Boden, um mikroskopisch kleine Tiere wie Fadenwürmer zu fangen. Danach wachsen sie ins Innere und verdauen ihre Beute. Klingt wie Science-Fiction, passiert aber direkt unter deinen Füßen.

Viele von ihnen sind sehr unscheinbar, aber einige die das können, hast du bestimmt schon einmal entdeckt!

So, wie du Pilze findest ohne dich zu verlaufen, kann ich allerdings nicht beantworten. Denn wenn einen der Entdeckerrausch erst einmal gepackt hat und man beim Blick über den Waldboden schnell von einem Fund zum anderen huscht, ist der Orientierungssinn gefragt. Glücklich ist, wer mehr davon besitzt als ich 🙂